Gestern wurde die 4. Generation des Apple TV vorgestellt, die laut Apple-Chef Tim Cook nicht weniger als "Die Zukunft des Fernsehens" sein soll. Doch damit hat er den Mund ziemlich voll genommen, denn ein wichtiges Zukunftsthema spielt (bislang) keine Rolle: Ultra HD, das auch als UHD oder 4K bekannt ist. Und auch sonst kann die Box nicht ganz überzeugen. Zumindest dann, wenn man sie außerhalb der USA verwenden will. Nachfolgend eine kritische Betrachtung der neuen Hardware
Das neue Apple TV wird rund einen Zentimeter dicker ausfallen als seine Vorgänger, und über eine deutlich verbesserte Hardware verfügen. Grundlegend geändert wurde auch die Fernbedienung, die gleichzeitig auch ein komplett neues Bedienkonzept bekommt. Über ein Touchpad kann Apple TV künftig mit Wischgesten bedient werden, was nach kurzer Eingewöhnung völlig neue Möglichkeiten verspricht. Alternativ lassen sich viele Dinge auch mit der Sprachassistentin Siri regeln, die beispielsweise bei der Suche und auch bei der Steuerung hilft. Sehr positiv fällt auf, dass Apple der Fernbedienung (endlich) echte Lautstärketasten spendiert, die bei den Vorgängern und auch bei Konkurrenzprodukten wie Amazon Fire TV und Fire TV Stick oftmals schmerzlich vermisst werden.
Auch bezüglich der Möglichkeiten hat Apple kräftig nachgebessert, so kann Apple TV jetzt beispielsweise als Spielkonsole benutzt werden. Für die Bedienung ist dabei die neue Fernbedienung zuständig, alternativ ist auch eine Steuerung über ein iPhone oder einen iPod touch möglich. Ob diese Geräte aber einen vollwertigen Controller ersetzen können, wird sich erst noch zeigen müssen. Von Apple direkt wird es einen solchen wohl nicht geben, zumindest wurde auf der gestrigen Keynote keiner vorgestellt und auch nicht in Aussicht gestellt.
Zu den neuen Fähigkeiten gehört auch eine sehr umfangreiche Streaming-Funktion von TV-Programmen. Was damit möglich ist, zeigte Apple anhand der App für die Major Baseball League (MLB), die neben umfangreichen Live-Statistiken auch den Zugriff auf die Übertragungen dieser typisch amerikanischen Sportart ermöglicht. Sogar die parallele Verfolgung von zwei Spielen über einen Split Screen ist möglich. Das klingt natürlich toll, doch im stark regulierten europäischen Fernsehmarkt wird man auf die meisten dieser neuen Möglichkeiten wohl verzichten müssen. Auch bei einem weiteren TV-Thema macht sich bei genauerem Hinsehen etwas Ernüchterung breit. Zwar bietet Apple TV den Zugriff auf zahlreiche Filme und Serien, doch diese werden wohl gekauft oder geliehen werden müssen. Zumindest hat Apple kein eigenes Flatrate-Modell in Aussicht gestellt, dafür werden Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Instant Video genutzt werden müssen.
Beim Zugriff auf deren Angebote wird aber auf 4K verzichtet werden müssen. Zwar ist der verbaute A8-Prozessor theoretisch dazu in der Lage, doch auf der gestrigen Präsentation wurde kein Wort darüber verloren. Das ist insofern unverständlich, als dass Amazon schon in Kürze Neuauflagen seiner Fire-TV-Hardware auf den Markt bringen wird, die genau dies unterstützt. Und weil sowohl Amazon als auch Netflix bereits jetzt oder in Kürze entsprechendes Material anbieten. Noch unverständlicher wird der Verzicht auf Ultra HD allerdings wenn man bedenkt, dass die neuen Smartphones iPhone 6S und iPhone 6S Plus Videoaufnahmen in diesem Format ermöglichen. Mit einem Apple TV mit 4K ließen sich solche Videos sehr einfach auf ein TV-Gerät übertragen, doch genau das ist eben nicht möglich. Somit werden diverse Umwege nötig sein, um die 4K-Filme der neuen iPhones auf einem Ultra-HD-Fernseher betrachten zu können - die sich bislang aber noch nicht erschließen.
Fazit: Mit der inzwischen auch auf Homepage zu lesenden Formulierung "Die Zukunft des Fernsehens" ist Apple leider weit über das Ziel hinaus geschossen. Zwar gibt es durchaus interessante Ansätze, doch vor allem die neuen TV-Funktionen werden wohl hauptsächlich auf die USA beschränkt bleiben. Und dass man quasi ohne Not auf Ultra HD verzichtet, darf vor allem angesichts der neuen iPhones als klassisches Eigentor gewertet werden. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Preise von 149 Dollar (32 GB) und 199 Dollar (64 GB) wieder einmal ziemlich "ambitioniert" ausfallen. All dies wird dafür sorgen, dass Apple TV auch weiterhin eher ein Nischenprodukt bleibt und Apple auf diesem Gebiet wohl eher nicht zum (weltweiten) Marktführer werden wird.
Update, 11.09.2015, 14:33 Uhr: Inzwischen ist bekannt, dass es weitere Einschränkungen gibt. Die ausführlich vorgestellte Siri-Fernbedienung wird nur in wenigen Ländern enthalten sein, und Apps unterliegen einer drastischen Größenbeschränkung.
Meinung des Autors: Das neue Apple TV hat eine potente Hardware, doch diese wird durch den (vorläufigen) Verzicht auf Ultra HD oder 4K nicht mal ansatzweise ausgenutzt. Dass dies als "Die Zukunft des Fernsehens" bezeichnet wird, wirkt da fast schon unfreiwillig komisch. Bei der Konkurrenz wird man sich sicher darüber freuen...

Das neue Apple TV wird rund einen Zentimeter dicker ausfallen als seine Vorgänger, und über eine deutlich verbesserte Hardware verfügen. Grundlegend geändert wurde auch die Fernbedienung, die gleichzeitig auch ein komplett neues Bedienkonzept bekommt. Über ein Touchpad kann Apple TV künftig mit Wischgesten bedient werden, was nach kurzer Eingewöhnung völlig neue Möglichkeiten verspricht. Alternativ lassen sich viele Dinge auch mit der Sprachassistentin Siri regeln, die beispielsweise bei der Suche und auch bei der Steuerung hilft. Sehr positiv fällt auf, dass Apple der Fernbedienung (endlich) echte Lautstärketasten spendiert, die bei den Vorgängern und auch bei Konkurrenzprodukten wie Amazon Fire TV und Fire TV Stick oftmals schmerzlich vermisst werden.
Auch bezüglich der Möglichkeiten hat Apple kräftig nachgebessert, so kann Apple TV jetzt beispielsweise als Spielkonsole benutzt werden. Für die Bedienung ist dabei die neue Fernbedienung zuständig, alternativ ist auch eine Steuerung über ein iPhone oder einen iPod touch möglich. Ob diese Geräte aber einen vollwertigen Controller ersetzen können, wird sich erst noch zeigen müssen. Von Apple direkt wird es einen solchen wohl nicht geben, zumindest wurde auf der gestrigen Keynote keiner vorgestellt und auch nicht in Aussicht gestellt.
Zu den neuen Fähigkeiten gehört auch eine sehr umfangreiche Streaming-Funktion von TV-Programmen. Was damit möglich ist, zeigte Apple anhand der App für die Major Baseball League (MLB), die neben umfangreichen Live-Statistiken auch den Zugriff auf die Übertragungen dieser typisch amerikanischen Sportart ermöglicht. Sogar die parallele Verfolgung von zwei Spielen über einen Split Screen ist möglich. Das klingt natürlich toll, doch im stark regulierten europäischen Fernsehmarkt wird man auf die meisten dieser neuen Möglichkeiten wohl verzichten müssen. Auch bei einem weiteren TV-Thema macht sich bei genauerem Hinsehen etwas Ernüchterung breit. Zwar bietet Apple TV den Zugriff auf zahlreiche Filme und Serien, doch diese werden wohl gekauft oder geliehen werden müssen. Zumindest hat Apple kein eigenes Flatrate-Modell in Aussicht gestellt, dafür werden Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Instant Video genutzt werden müssen.
Beim Zugriff auf deren Angebote wird aber auf 4K verzichtet werden müssen. Zwar ist der verbaute A8-Prozessor theoretisch dazu in der Lage, doch auf der gestrigen Präsentation wurde kein Wort darüber verloren. Das ist insofern unverständlich, als dass Amazon schon in Kürze Neuauflagen seiner Fire-TV-Hardware auf den Markt bringen wird, die genau dies unterstützt. Und weil sowohl Amazon als auch Netflix bereits jetzt oder in Kürze entsprechendes Material anbieten. Noch unverständlicher wird der Verzicht auf Ultra HD allerdings wenn man bedenkt, dass die neuen Smartphones iPhone 6S und iPhone 6S Plus Videoaufnahmen in diesem Format ermöglichen. Mit einem Apple TV mit 4K ließen sich solche Videos sehr einfach auf ein TV-Gerät übertragen, doch genau das ist eben nicht möglich. Somit werden diverse Umwege nötig sein, um die 4K-Filme der neuen iPhones auf einem Ultra-HD-Fernseher betrachten zu können - die sich bislang aber noch nicht erschließen.
Fazit: Mit der inzwischen auch auf Homepage zu lesenden Formulierung "Die Zukunft des Fernsehens" ist Apple leider weit über das Ziel hinaus geschossen. Zwar gibt es durchaus interessante Ansätze, doch vor allem die neuen TV-Funktionen werden wohl hauptsächlich auf die USA beschränkt bleiben. Und dass man quasi ohne Not auf Ultra HD verzichtet, darf vor allem angesichts der neuen iPhones als klassisches Eigentor gewertet werden. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Preise von 149 Dollar (32 GB) und 199 Dollar (64 GB) wieder einmal ziemlich "ambitioniert" ausfallen. All dies wird dafür sorgen, dass Apple TV auch weiterhin eher ein Nischenprodukt bleibt und Apple auf diesem Gebiet wohl eher nicht zum (weltweiten) Marktführer werden wird.
Update, 11.09.2015, 14:33 Uhr: Inzwischen ist bekannt, dass es weitere Einschränkungen gibt. Die ausführlich vorgestellte Siri-Fernbedienung wird nur in wenigen Ländern enthalten sein, und Apps unterliegen einer drastischen Größenbeschränkung.
Meinung des Autors: Das neue Apple TV hat eine potente Hardware, doch diese wird durch den (vorläufigen) Verzicht auf Ultra HD oder 4K nicht mal ansatzweise ausgenutzt. Dass dies als "Die Zukunft des Fernsehens" bezeichnet wird, wirkt da fast schon unfreiwillig komisch. Bei der Konkurrenz wird man sich sicher darüber freuen...