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wusel53
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Was haltet ihr davon?
quelle: www.ftd.de
Abschied vom Vollsortiment: Der neue E-Plus-Chef Michael Krammer baut den Mobilfunkbetreiber zu einem schlanken und günstigen Anbieter von Sprachtelefonie um. Gegenüber der Konkurrenz hatte das Unternehmen lange Schwächen gezeigt.
Die neue Strategie wird Krammer nach FTD-Informationen Ende Juli verkünden. Das Angebot konzentriert Krammer auf "Kerndienste mit etablierter Nachfrage"
- etwa einfache Telefonate sowie das Senden von Kurznachrichten. Komplexe mobile Anwendungen für Firmenkunden oder Multimediadienste spielen dann keine Rolle mehr. Die Investitionen werden deutlich gesenkt, der Internetdienst I-Mode eingestellt.
E-Plus war jahrelang im Wettbewerb zurückgefallen. Selbst E-Plus-Manager gestanden zuletzt die "Profillosigkeit" der eigenen Marke ein. Nur mit Mühe konnten die Düsseldorfer den dritten Platz nach Teilnehmerzahlen halten, beim Umsatz liegen sie nur noch auf Platz vier. Während T-Mobile und Vodafone Margen bis zu 47 Prozent vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(Ebitda) erreichen, landet E-Plus bei gerade einmal der Hälfte.
Dem vor vier Jahren ausgegebenen Ziel von 20 Prozent Marktanteil kommt E-Plus erst jüngst näher: mit Billiganbietern wie Simyo, Base und Aldi Talk. Deren Erfolgsfaktoren will Krammer auf E-Plus übertragen: Angebot und Preise sollen einfach gestaltet werden. Die Unterschiede zu den Submarken schrumpfen auf ein Minimum: E-Plus wird weiterhin subventionierte Handys anbieten.
Technische Abenteuer will Krammer dagegen nicht mehr bestreiten. In die Datenbeschleuniger Edge und HSDPA wird E-Plus nicht investieren. Krammer setzt nach eigenen Worten auf eine so genannte "Followers-Strategie": Innovationen sollen andere einführen. E-Plus werde erst folgen, sobald die Nachfrage auskömmliche Margen garantiert. Die Subventionierung durch bestehende Angebote werde er stoppen.
Keine Extras für Firmenkunden
Eine Wende vollzieht Krammer auch bei Firmenkunden. Ihnen will er keine Sonderwünsche mehr erfüllen: "70 Prozent der Kunden haben die gleichen Anforderungen - egal ob Privat- oder Geschäftskunden", sagte der Manager. Aufwändige Integration in IT-Umgebungen wolle er nicht leisten. E-Plus sei kein Systemhaus.
Krammer dreht das Rad der Geschichte zurück: Vorgänger Uwe Bergheim hatte vor sechs Jahren Privat- und Geschäftskunden organisatorisch getrennt, auf multimediale Zusatzdienste gesetzt und 2002 den I-Mode-Dienst gestartet. Er wollte E-Plus als innovative Firma verstanden wissen, nicht als
Billigheimer: Noch im Frühjahr 2003 vollzog Bergheim in der Werbung einen 50 Mio. Euro teuren Radikalschwenk, setzte auf Luxus und Image statt auf den Preis. Vorbilder waren Mercedes und Porsche.
Pflicht statt Kür
Nichts davon bleibt übrig: Krammer macht aus E-Plus einen schlanken Anbieter von Standarddiensten - Pflicht statt Kür. Schon hat er den Werbeetat zur Disposition gestellt. Derzeit streiten die Werbeagenturen in einer Finalrunde um den nächsten Auftrag. Die mit dem Beatles-Song "Hello, Goodbye" unterlegte Kampagne "Ein Plus verbindet" der Agentur KNSK läuft aus.
Die drohende Regulierung des deutschen Mobilfunks passt Krammer ins Konzept. Die Bundesnetzagentur hatte angekündigt, die derzeit geltenden Tarife für Telefonate in fremde Mobilfunknetze drastisch zu senken. Zuvor hatte sich E-Plus einer freiwilligen Vereinbarung aller vier Netzbetreiber verweigert. Diese sei nicht sachgerecht, urteilte E-Plus. T-Mobile und Vodafone profitierten überproportional von den verabredeten Tarifen. Krammer: "Wir freuen uns deshalb auf die Regulierung."
Krammer ist überzeugt davon, dass er die Kosten bei E-Plus schneller senken kann als die Konkurrenz. Sinkende Einnahmen aus der Terminierung würden somit bei T-Mobile, Vodafone und O2 stärker auf die Margen drücken als bei E-Plus. Damit müssen sich die heute 3000 Vollzeitbeschäftigten auf Sparrunden einstellen - Jobabbau nicht ausgeschlossen.
Schon als Chef des österreichischen Anbieters Telering führte Krammer ein strenges Kostenregiment: Die Investitionen hatte er zuletzt radikal gestutzt, einen wettbewerbsfähigen Ausbau des UMTS-Netzes gab es nicht mehr. Für Eigentümer Alltel zahlte es sich aus: Im Mai übernahm T-Mobile den kleineren Konkurrenten für 1,3 Mrd. Euro.
Krammers Strategie birgt aber auch Risiken: In drei bis fünf Jahren bestimmen Daten statt Sprache den Mobilfunk, urteilen Marktforscher. E-Plus könnte dann wenig zu bieten haben. Dem Mobilfunker bliebe nur die Nische als Discountanbieter mit einfachem Angebot und dünnen Margen.
quelle: www.ftd.de
Abschied vom Vollsortiment: Der neue E-Plus-Chef Michael Krammer baut den Mobilfunkbetreiber zu einem schlanken und günstigen Anbieter von Sprachtelefonie um. Gegenüber der Konkurrenz hatte das Unternehmen lange Schwächen gezeigt.
Die neue Strategie wird Krammer nach FTD-Informationen Ende Juli verkünden. Das Angebot konzentriert Krammer auf "Kerndienste mit etablierter Nachfrage"
- etwa einfache Telefonate sowie das Senden von Kurznachrichten. Komplexe mobile Anwendungen für Firmenkunden oder Multimediadienste spielen dann keine Rolle mehr. Die Investitionen werden deutlich gesenkt, der Internetdienst I-Mode eingestellt.
E-Plus war jahrelang im Wettbewerb zurückgefallen. Selbst E-Plus-Manager gestanden zuletzt die "Profillosigkeit" der eigenen Marke ein. Nur mit Mühe konnten die Düsseldorfer den dritten Platz nach Teilnehmerzahlen halten, beim Umsatz liegen sie nur noch auf Platz vier. Während T-Mobile und Vodafone Margen bis zu 47 Prozent vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(Ebitda) erreichen, landet E-Plus bei gerade einmal der Hälfte.
Dem vor vier Jahren ausgegebenen Ziel von 20 Prozent Marktanteil kommt E-Plus erst jüngst näher: mit Billiganbietern wie Simyo, Base und Aldi Talk. Deren Erfolgsfaktoren will Krammer auf E-Plus übertragen: Angebot und Preise sollen einfach gestaltet werden. Die Unterschiede zu den Submarken schrumpfen auf ein Minimum: E-Plus wird weiterhin subventionierte Handys anbieten.
Technische Abenteuer will Krammer dagegen nicht mehr bestreiten. In die Datenbeschleuniger Edge und HSDPA wird E-Plus nicht investieren. Krammer setzt nach eigenen Worten auf eine so genannte "Followers-Strategie": Innovationen sollen andere einführen. E-Plus werde erst folgen, sobald die Nachfrage auskömmliche Margen garantiert. Die Subventionierung durch bestehende Angebote werde er stoppen.
Keine Extras für Firmenkunden
Eine Wende vollzieht Krammer auch bei Firmenkunden. Ihnen will er keine Sonderwünsche mehr erfüllen: "70 Prozent der Kunden haben die gleichen Anforderungen - egal ob Privat- oder Geschäftskunden", sagte der Manager. Aufwändige Integration in IT-Umgebungen wolle er nicht leisten. E-Plus sei kein Systemhaus.
Krammer dreht das Rad der Geschichte zurück: Vorgänger Uwe Bergheim hatte vor sechs Jahren Privat- und Geschäftskunden organisatorisch getrennt, auf multimediale Zusatzdienste gesetzt und 2002 den I-Mode-Dienst gestartet. Er wollte E-Plus als innovative Firma verstanden wissen, nicht als
Billigheimer: Noch im Frühjahr 2003 vollzog Bergheim in der Werbung einen 50 Mio. Euro teuren Radikalschwenk, setzte auf Luxus und Image statt auf den Preis. Vorbilder waren Mercedes und Porsche.
Pflicht statt Kür
Nichts davon bleibt übrig: Krammer macht aus E-Plus einen schlanken Anbieter von Standarddiensten - Pflicht statt Kür. Schon hat er den Werbeetat zur Disposition gestellt. Derzeit streiten die Werbeagenturen in einer Finalrunde um den nächsten Auftrag. Die mit dem Beatles-Song "Hello, Goodbye" unterlegte Kampagne "Ein Plus verbindet" der Agentur KNSK läuft aus.
Die drohende Regulierung des deutschen Mobilfunks passt Krammer ins Konzept. Die Bundesnetzagentur hatte angekündigt, die derzeit geltenden Tarife für Telefonate in fremde Mobilfunknetze drastisch zu senken. Zuvor hatte sich E-Plus einer freiwilligen Vereinbarung aller vier Netzbetreiber verweigert. Diese sei nicht sachgerecht, urteilte E-Plus. T-Mobile und Vodafone profitierten überproportional von den verabredeten Tarifen. Krammer: "Wir freuen uns deshalb auf die Regulierung."
Krammer ist überzeugt davon, dass er die Kosten bei E-Plus schneller senken kann als die Konkurrenz. Sinkende Einnahmen aus der Terminierung würden somit bei T-Mobile, Vodafone und O2 stärker auf die Margen drücken als bei E-Plus. Damit müssen sich die heute 3000 Vollzeitbeschäftigten auf Sparrunden einstellen - Jobabbau nicht ausgeschlossen.
Schon als Chef des österreichischen Anbieters Telering führte Krammer ein strenges Kostenregiment: Die Investitionen hatte er zuletzt radikal gestutzt, einen wettbewerbsfähigen Ausbau des UMTS-Netzes gab es nicht mehr. Für Eigentümer Alltel zahlte es sich aus: Im Mai übernahm T-Mobile den kleineren Konkurrenten für 1,3 Mrd. Euro.
Krammers Strategie birgt aber auch Risiken: In drei bis fünf Jahren bestimmen Daten statt Sprache den Mobilfunk, urteilen Marktforscher. E-Plus könnte dann wenig zu bieten haben. Dem Mobilfunker bliebe nur die Nische als Discountanbieter mit einfachem Angebot und dünnen Margen.